23. September 2024
Lesezeit 12 Min.
Wirtschaftsfaktor Trocknung
Know How
23. September 2024
Lesezeit 12 Min.
Know How
Wirtschaftsfaktor Trocknung
Die wässrige Teilereinigung zeichnet sich durch eine Vielzahl an Parametern aus, mit denen Reinigungsprozesse an unterschiedlichste Anforderungen angepasst und in Richtung Effizienz optimiert werden können. Doch gilt das auch für die Trocknung?

Effiziente Trocknung – Wirtschaftsfaktor in der industriellen Bauteilreinigung

Im Reinigungsprozess ist die Trocknung ein wichtiger Bestandteil, um die Teile für nachfolgende Fertigungsschritte oder den Versand vorzubereiten. Nur optimal getrocknete Teile lassen sich problemlos weiterverarbeiten, montieren, verpacken, transportieren oder lagern. Um entsprechende Vorgaben adäquat zu erfüllen, benötigt die Trocknung jedoch Zeit, in der Energie für Wärme aufgewendet wird. Dies kann über 30 Prozent der Reinigungszeit beanspruchen – das Trocknen wird vielfach zum wirtschaftlich kritischen Faktor.

Nahaufnahme von Regentropfen auf einer Glasscheibe an einem bewölkten Tag, die ein Muster aus klaren, runden Tropfen bilden.
Nahaufnahme von zahlreichen goldfarbenen Metallverbindern, die in der Elektronik- und Maschinenbauindustrie verwendet werden.

Anforderungen an die Trocknung 

Grundsätzlich unterliegt die Trocknung den Sauberkeitsanforderungen der jeweiligen Reinigungsaufgabe. Bei der wässrigen Teilereinigung wird sie zudem durch die relativ hohe Oberflächenspannung des Mediums Wasser sowie die Geometrie und Materialbeschaffenheit der Bauteile bestimmt. Großflächige Werkstücke mit wenig komplexer Geometrie lassen sich in der Regel leichter trocknen als Bauteile mit schöpfenden Topologien wie Engspalten, tief liegenden Bohrungen, Hinterschneidungen oder filigranen, dünnwandigen Strukturen.

Auch Chargen mit Schüttgut sind für den Trocknungsprozess anspruchsvoll, hier gibt es viele schwierig zu erreichende Zonen. Ebenso bestimmen das Material und seine Wärmeleitfähigkeit die Trocknung der Bauteile: Temperaturunempfindliche, massive Metallteile lassen sich schneller trocknen als Komponenten aus Kunststoff oder dünnwandigen Leichtmetallen. 
Ferner gilt: Je höher die Anforderungen an die Oberflächengüte, desto länger dauert in aller Regel die Trocknung.

Bewegung bringt Effizienz

Mit zunehmendem Kostendruck in der produzierenden Industrie wird eine effektive und wirtschaftliche Trocknung immer wichtiger. Um Trocknungszeiten zu verkürzen, bietet MAFAC das Verfahren der rotierenden Strömungstrocknung mit Heißluft an. Dieses Verfahren nutzt das Prinzip der Relativbewegung und gestaltet den Trocknungsprozess durch hochturbulente Strömungsimpulse, Wärme und Bewegung schneller und gleichzeitig effektiver. 

Um dies zu ermöglichen, arbeitet das System mit zwei nebeneinander angeordneten, rotierenden Rohren: Das Impulsblasrohr versorgt die Reinigungskammer mit Druckluftimpulsen von bis zu 6 bar, die in einem bestimmten Verhältnis von Impuls und Pause die Bauteile beaufschlagen. Das Düsenrohr wird während der Trocknungsphase von Heißluft mit einem Druck von ca. 250 mbar durchströmt. Während der Trocknung drehen sich beide Rohre um die Werkstücke, die im Korb gegenläufig rotieren und direkt mit pulsierender Heißluft beaufschlagt werden. Durch diese Kombination aus Impulsblasen, Strömungstrocknung mit Heißluft und Bewegung entsteht eine hochdynamische Interaktion, die Trocknungs­leistung wird deutlich erhöht.

Illustration eines metallischen Bauteils mit Luftströmungspfeilen, die eine Temperatur von 60-80°C und eine Geschwindigkeit von ca. 90 km/h anzeigen.

Im Einzelnen läuft das so: Die kurzen Druckluftstöße des Impulsblasens zerschlagen noch vorhandene Wasser­tropfen in viele kleinere Einheiten. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche, das Wasser kann schneller abtrocknen. Diese Druckluftimpulse stehen in ständigem Wechsel mit der Heißluftströmung, die das Impulsblasrohr während der Impulspausen durchströmt. So entsteht ein starker Volumen­strom, die Prozessluft erreicht gezielt und mit konstant hohem Druck die Oberflächen der Bauteile. Im Zusammenwirken findet ein hoher und effizienter Wärme- und Stoffaustausch statt. Die turbulente Strömung führt zu einer homogenen Temperaturverteilung in der Reinigungskammer.

Und, in Kombination mit der Impulskraft, zu einer im Vergleich zu stationären Verfahren bis zu 45 Prozent besseren Trocknungsleistung. Zudem verkürzt sich die Trocknungszeit abhängig von der Bauteilgeometrie um ebenfalls bis zu 45 Prozent.

Wirtschaftlich und ressourcenschonend
Neben der effizienteren Trocknungsleistung trägt das rotierende Strömungstrocknungssystem auch zu einem reduzierten Energieeinsatz und damit zu einer verbesserten CO2-Bilanz bei. Durch die Rotation des Düsensystems und den Heißlufteintrag werden Synergien aus mechanischen und thermischen Strömungseffekten genutzt – die Kombination von hohen Volumenströmen mit schnellen Strömungsgeschwindigkeiten führt zu einer hohen Verdampfungsleistung. Während bei stationären Verfahren nur etwa die Hälfte der Wärme am Werkstück ankommt, sind es beim rotierenden Trocknungssystem zwei Drittel. Bei einer Temperatur von 90 Grad ist die Trocknungsluft am Werkstück um acht Grad wärmer, was den gesamten Trocknungsprozess beschleunigt. Der gezieltere Einsatz von Strömungsdruck, Temperatur und Bewegung verkürzt die Taktzeit der Trocknungsphase und damit den gesamten Reinigungsprozess. 

Autor:
Dipl.-Ing. Stefan Schaal
Geschäftsführender Gesellschafter MAFAC

Verwandte Blogbeiträge

Drei Metallblöcke mit unterschiedlichen Oberflächenzuständen liegen nebeneinander auf einem Gitter. Der vordere Block ist glänzend und poliert, der mittlere ist rostig, und der hintere hat eine matte, unbehandelte Oberfläche. Die Blöcke haben mehrere Bohrungen und Gewinde.
6 Min.
Know How
TEM-Entgraten
Oxide entfernen ist keine Gratwanderung!
Gratfreiheit ist in vielen Industriebereichen zentraler Faktor für die Funktionalität der Endprodukte. Ebenso wie Sauberkeit. Wasserbasierte Reinigungssysteme gewährleisten ein sicheres, wirtschaftliches Entfernen der prozessbedingten Oxidschicht und bereiten die Teile optimal auf nachfolgende Bearbeitungsprozesse vor.
mehr lesen
Schematische Darstellung, wie das Düsenrohr einer Reinigungsanlage hin und her schwenkt.
12 Min.
Know How MAFAC Stories
Interview
Vektorkinematik: Eine neue Dimension bewegter Reinigung
Sensible Fertigungsprozesse reagieren immer empfindlicher auf kleinste Verunreinigungen komplexer Bauteile. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, das richtige Reinigungsverfahren für ihre Anwendungen zu finden. Effektiv und prozesssicher, wirtschaftlich und vor allem flexibel. Wie MAFAC Vektorkinematik. Geschäftsführer Stefan Schaal erläutert, warum das Verfahren eine neue Dimension bewegter Reinigung und Effizienz ermöglicht.
mehr lesen
Blaues Puzzle-Muster mit ineinandergreifenden Teilen auf weißem Hintergrund
14 Min.
Know How
Prozessoptimierung – Der Faktor Sauberkeit
Bauteilreinigung ist ein wichtiger, qualitätssichernder Schritt in der Produktion mit hohem Optimierungsdruck. Enge Zeit- und Budgetvorgaben erfordern ebenso einen effizienteren Prozess wie wachsende Anforderungen an die Sauberkeit. Doch wie am besten vorgehen? Mit System!
mehr lesen
Reinigungssituation in einem Reinraum, im Hintergrund Transfersystem MAFAC Continuo
9 Min.
High Purity Know How MAFAC Stories
High Purity-Kompetenz auf dem Clean Event 2025
In der Nähe von Eindhoven, im Herzen der Hightech-Region der Niederlande, verfolgt das Clean Event 2025 ein klares Ziel: »Connecting the industrial cleanliness value chain« – die Wertschöpfungskette für industrielle Sauberkeit vernetzen. Die Veranstaltung bringt High-End-Kunden wie ASML, Thermo Fisher Scientific und TRUMPF mit einer Vielzahl von Zulieferern zusammen.
mehr lesen